Ein langer Flug mit einem Stopover in Singapur bringt uns einmal um die halbe Welt auf die Südhalbkugel. In Christchurch auf der Südinsel landet die Maschine und schon am Nachmittag lassen wir uns von lokalen Guides die 2011 durch ein Erdbeben zerstörte Stadt zeigen.
Wir beginnen am Cathedral Square, dem Zentrum der Innenstadt. Das Erdbeben mit einer Stärke von 6,3 auf der Richterskala hat bis heute seine Spuren hinterlassen. Die Kathedrale liegt immer noch in Trümmern, die Kirche und die Historiker streiten sich noch darum, ob man sie komplett abreißen und neu bauen (Kirche) oder aber so gut es geht erhalten und wieder aufbauen soll (Historiker).
In der Stadt selbst herrscht ständiger Baulärm. Neue Häuser, Hotels und Einkaufszentren werden errichtet, es wird noch einige Jahre dauern, bis alles fertig gestellt ist.
Wir entfliehen dem Trubel in den Botanischen Garten, der in Christchurchs Erholungsoase liegt. Der Hagley Park umfasst eine Größe von knapp 200ha, was der Fläche von Monaco entspricht.
Am Avon River wurde am 22. Februar diesen Jahres anlässlich des 6. Jahrestages der Erdbebenkatastrophe eine Erinnerungsstätte errichtet. Den 185 Opfern aus verschiedenen Ländern wurden von den jeweiligen Botschaftern Kränze niedergelegt.
Am Abend kommen wir bei einem Willkommensessen in den Genuss von einheimischem Lamm, Rind bzw. einer vegetarischen Köstlichkeit. Bei einem Gläschen Wein lassen wir den ersten gemeinsamen Abend gemütlich ausklingen.
Morgens werden wir von einem Shuttle-Service vom Hotel abgeholt und zur Vermietstation von Apollo gebracht. In Reih und Glied stehen unsere Camper schon bereit und warten nur darauf, von uns gefahren zu werden. Die Übernahme verläuft reibungslos und schon bald rollen wir in Richtung Süden. Eine kleine Herausforderung für uns ist das Fahren auf der anderen Seite, denn in Neuseeland herrscht Linksverkehr.
Im nahegelegenen Supermarkt werden die Wohnmobile erst einmal vollgeladen. Die Kreditkarte muss gezückt werden, die Preise sind in diesem Land ein wenig höher als bei uns zuhause, und somit steigt auch die Zahl auf dem Einkaufszettel schnell in den 3-stelligen Bereich. Nichtsdestotrotz freuen wir uns auf eine schöne Tour, nun kann das Camperleben beginnen 🙂
Unsere erste Etappe führt uns an den Lake Tekapo. Auf dem Weg dahin fallen die ersten Regentropfen und auf dem Burkes Pass (709m) sind wir von dichtem Nebel umgeben. Nur einige Kilometer vor unserem Ziel reißt plötzlich die Wolkendecke auf. Vor uns erscheint der von Gletscherwasser gespeiste See, der deshalb in seiner wunderschönen türkisenen Farbe glänzt. In der Church of the Good Shepherd gibt es keinen Altar, stattdessen blickt man aus einem großen Fenster über den Lake Tekapo bis zu den Bergen.
Von unseren Stellplätzen auf dem Campingplatz haben wir direkte Sicht auf den See. Noch beeindruckender ist der Ausblick vom benachbarten Hügel des Mt. John, von dem aus man die Mackenzie Ebene überblickt. Nachts gilt der Mt. John als einer der besten Orte, um Sterne und Planeten zu observieren, weshalb man 1965 hier ein Observatorium eingerichtet hat. Abends beim Briefing haben wir uns ein kühles Neuseeländischen Speights Bier verdient und wir stoßen gemeinsam auf den ersten Fahrtag an.
Auch der Lake Pukaki leuchtet türkisblau, denn das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite. Am anderen Ende des Sees erhebt sich der höchste Berg Neuseelands. Den Blick auf den 3.754m hohen Mt. Cook, auch Aoraki genannt, kann man im gleichnamigen Ort von der Terrasse des weltberühmten Hermitage Hotels bei einer Tasse Kaffee genießen. Auch von unserem Campingplatz ist der Berg zu sehen. Beim Sonnenaufgang scheint der Himmel zu brennen.
Weiter geht’s in Richtung Osten. Die Benmore Talsperre staut den Waitaki Fluss und dient dem Wasserkraftwerk. Direkt am SH-83 legen wir einen Stopp bei den Maori-Felszeichnungen ein, welche schon mehrere hundert Jahre alt sind. Unser heutiger Übernachtungsort ist Oamaru. Die kleine Stadt an der Ostküste glänzt mit ihren aus Kalkstein errichteten historischen Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert. In der Harbour Street finden wir eine sehr gute europäische Bäckerei und kommen in den Genuss eines Körnerbrotes. Doch nicht nur deshalb lockt uns die Gegend, auch weil es hier zwei Pinguin-Kolonien gibt: die Zwergpinguine und die Gelbaugenpinguine. Leider haben wir kein Glück, die Tiere sind alle im Wasser, es bleibt uns aber der Anblick des wunderschönen Strands.
Auf unserem Weg in den Süden treffen wir auf mysteriöse Kugeln, die wie zu groß geratene Fußbälle am Strand liegen. Einer Maori-Legende nach sind dies Reste von Aalkörben, Flaschenkürbissen und Süßkartoffeln, die vom Wrack ihres Kanus an die Küste gespült wurden. Wissenschaftler ist bekannt, dass die Kugeln aus Kalk, Schlamm und Lehm bestehen, die durch Calcit zusammengehalten werden. Wie sie entstanden sind und warum sie genau hier liegen, ist immer noch ein Rätsel.
Dunedin ist die zweitgrößte Stadt auf der Südinsel. In der Baldwin Street, der steilsten Straße der Welt, kann man beim Hochlaufen seine Muskeln trainieren. Als Belohnung besucht man die Speights Brauerei, die hier ihren Sitz hat, und schnappt sich ein kühles Bier. An der Dunedin Railway Station versuchen nicht nur wir ein Foto des historischen Gebäudes zu schießen, der alte Bahnhof ist Anlaufpunkt Nummer 1 bei einem Besuch der Stadt.
Am Taiaroa Head, dem Kap am Ende der Otago Peninsula lebt eine Albatros Kolonie. Nur mit einer Führung kommt man nahe an die Tiere heran. Mit Glück kann man aber auch den einen oder anderen dieser Vögel vorbeifliegen sehen. Unterhalb am Strand aalen sich die Seelöwen.
Über die Southern Scenic Route rollen wir ganz bis in den Süden der Südinsel des Landes, vorbei an traumhaften Stränden, dem Leuchtturm am Nugget Point und über die Curio Bay mit ihren versteinerten Baustämmen im Meer. Immer wieder grüßen uns die zufrieden grasenden Kühe und Schafe. Man könnte fast neidisch werden bei dem schönen zuhause mit Blick aufs Meer.
In Invercargill haben noch viele historische Gebäude überlebt und säumen die Hauptstraße. Obwohl der Wasserturm das Wahrzeichen der Stadt ist, ist wohl die größte Attraktion das Southland Museum, denn hier lebt noch die vom Aussterben bedrohte Brückenechse (Tuatara). Der Urgroßvater Henry ist stolze 120 Jahre alt und einer der Nachfahren, der schon seit 220 Millionen von Jahren lebenden Reptilien.
Die Panoramastraße führt uns bis nach Te Anau, dem Ausgangspunkt für einen Besuch zum Fjord des Milford Sound. Beim abendlichen Briefing lernen wir heute eine Spezialität des Landes kennen. Marmite steht auf Platz 5 der Liste der Speisen, die die Neuseeländer in Übersee vermissen. Der eine liebt es, der andere hasst es 🙂